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#72: Koalitionsvertrag reichlich unkonkret, Märkte ziemlich volatil
Jeden Morgen smarter. In <5 Minuten ⬇

🐾, liebe Cruncher!
Und Deutsche, aufgepasst: Euer Lieblings-Modelabel ist gestern nach China verkauft worden.
Der Sportartikelkonzern Anta Sports aus Hong Kong zahlt $209 Mio. für (richtig geraten) Jack Wolfskin – das Unternehmen aus dem hessischen Idstein, das seit 2018 dem US-Golfsport-Spezialisten Topgolf Callaway Brands gehört.
Wir fragen uns, ob die Bundesregierung sich noch einschaltet und den Deal blockt – für uns zählt Jack Wolfskin sowohl zur Sicherheitsinfrastruktur (des deutschen E-Bikers) als auch zum nationalen Kulturerbe.
Und eine Bitte: Falls ihr uns jemals sagen hört „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung”, dann erwürgt uns doch bitte mit diesem Jack Wolfskin Chill Bandana 🧣
Before The Bell

*Stand: Vortag, 22 Uhr – was diese Zahlen bedeuten 📊
Agenda 250411
🇩🇪: CPI-Inflationsrate (März)
🇺🇸: PPI-Inflationsrate (März)
🇬🇧: BIP (Februar, geschätzt)
📊: BlackRock, JPMorgan Chase, Morgan Stanley (alle Q1)
🚣♂️: Oxford vs. Cambridge (Sonntag)
Top Story: Koalition will +1 % Wachstum / Jahr liefern – ist das realistisch?

Vorstellung des Koalitionsvertrags in Berlin (Foto: Getty)
Was ist passiert: Der Koalitionsvertrag steht – aber was bedeutet er für die Wirtschaft?
Zunächst: Beide Parteien haben zahlreiche Klientel-Goodies in den Vertrag gepackt – von Rentner-Geschenken über Mütterrente bis Pendlerpauschale – aber noch keinen wirklichen Plan, wie diese finanziert werden sollen (deswegen ist Lars Klingbeils Lieblingswort dieser Tage „Finanzierungsvorbehalt“)
Die Details: Deutsche Unternehmen sollen auf verschiedene Arten entlastet werden – aber der richtig große Wurf, oder ein wirklicher Wirtschafts-„Politikwechsel“, findet sich in dem Papier nicht 🕵️
Energie: Unternehmen sollen durch die Senkung der Stromsteuer auf den erlaubten europäischen Mindestwert und der Reduzierung von Umlagen und Netzentgelten unterstützt werden (das hatten sich viele gewünscht)
Investitionen: Für 2025-2027 soll eine degressive Abschreibung von 30 % auf Ausrüstungsinvestitionen gelten (think: Prämie für Investitionen in Standort Deutschland)
Steuern: Ab 2028 soll die Körperschaftssteuer fünf Jahre lang um je einen Prozentpunkt sinken (bisschen lustig, weil Union und SPD da evtl. gar nicht mehr regieren)
Des Weiteren: Soll das überbürokratische Lieferkettengesetz abgeschafft werden und sollen Startup-Gründungen bald innerhalb von 24h über einen „One-Stop-Shop“ digital möglich sein (das wollen wir sehen)
Verschlankung des Staatsapparats? Die Bundesverwaltung soll jährlich um zwei Prozent verkleinert werden – ein neues Digitalisierungsministerium gönnt man sich aber (think: Bürokratie aufbauen, um Bürokratie abzubauen)
Warum das wichtig ist: Weil vor allem die Union immer wieder einen „Politikwechsel“ angekündigt hat – der für die Wirtschaftspolitik aber nicht erkennbar ist (in der Asylpolitik mag das anders sein)
CDU-Plan? Große Einsparungen durch strukturelle Reformen sind nicht Teil des Koalitionsvertrags – Merz, Linnemann & Co. scheinen also davon überzeugt zu sein, ein so starkes Wirtschaftswachstum erzeugen zu können, dass sich alle Vorhaben finanzieren lassen
Aber: Die massiven für Infrastruktur + Rüstung angekündigten Schuldenprogramme sind keine langfristigen Wachstumshebel (think: wenn Rheinmetall einen Panzer zusammengeschraubt hat, dann steht der da in der Garage – und schafft aus sich heraus keine neuen Werte, bei Investitionen in Technologie und Bildung wäre das anders)
Unser (ungutes) Gefühl: Die Jahre 2025-2030 werden etatistische Jahre – der Staat wird kurzfristig die Wirtschaft beleben (think: Infrastruktur- und Rüstungsmilliarden), der Staat wird noch größer (think: kein Bundesministerium eingestampft, dazu noch ein neues geschaffen), die Staatsquote wird auf +50 % steigen und wir Staats-gläubigen Pantoffel-Deutschen finden das wahrscheinlich sogar in Ordnung 😶🌫️
Ihr hört uns leise vor uns hinmurmeln: Wann endlich deutsche DOGE?
Fast vergessen: Das Wort Börse kommt im ganzen Vertrag genau einmal vor – und zwar sollen private Haustierbörsen weiterhin erlaubt sein 🙌
Further Reading: Tagesschau, WirtschaftsWoche, ZDF, Manager Magazin, Koalitionsvertrag
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Wir sagen: Lieber einmal drüberschauen, als später bereuen ✌️
Market Mover: Zollwoche, Klappe vier – Märkte trotz Zollpause weiter volatil

Setzte EU-Gegenzölle aus – EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (Foto: AFP)
Was ist passiert: Nachdem US-Präsident (und Chief Insider Trader) Trump die meisten Zölle für 90 Tage ausgesetzt hatte (außer für Cina), setzt auch die EU gestern ihre Gegenzölle aus
Folglich: Erholten sich die Aktienmärkte etwas – blieben aber volatil
Die Details: Der DAX legte den stärksten Handelsauftakt seit Beginn der Aufzeichnungen 1991 hin, stieg um +8 % – bis er mit einem Tagesgewinn von 4,5 % bei 20.563 Punkten schloss
Remember: Nach der Eskalation des Handelskrieges hatte der Dax seine gesamten Jahresgewinne abgegeben – momentan liegt er auf dem Niveau von Mitte Januar
Nebenbei: Verzeichneten auch andere führende Indizes in Europa deutliche Zuwächse – der Euro Stoxx 50 stieg um 4,2 %, der Stoxx Europe 600 um knapp 4 %
Across the Pond: In der Zwischenzeit erhöhte Trump die Zölle für chinesische Importe auf 145 % – die US-Indizes wie der S&P 500 (-4,3 %) und Nasdaq 100 (-3,5 %) sanken daher nach der Erholungsrally am Mittwoch wieder deutlich ab (Gerüchte besagen, dass es an diesen Arbeitskräften liegen könnte)
Inflation: Der überraschende Rückgang der US-Inflation für März hob die Stimmung an den US-Börsen nicht
Nail Biting: Die extremen Kursbewegungen spiegeln die ausgeprägte Nervosität der Anleger wider, die auf jede Entwicklung im Handelsstreit äußerst sensibel reagieren
Warum das wichtig ist: Weil die Rally die Fragilität der Märkte offenbart, und die globale Unsicherheit nicht durch eine Zollpause verschwindet
Vorsichtiger Optimismus: Die Aussetzung der Zölle mindert zwar das Rezessionsrisiko, das Vertrauen vieler Anleger in die Märkte wurde jedoch mittelfristig zerstört
Außerdem: Werden durch das ständige Hin-und-Her in der Zollpolitik Unternehmen jegliche Planungsgrundlagen entzogen und Investitionen gebremst (think: IPOs werden jetzt schon weniger)
Immerhin: Die amerikanischen Anleger können sich ihren Angstschweiß bald gründlich abduschen – der Wasserdruck in amerikanischen Duschen ist künftig nicht mehr gedeckelt (think: Wassermangel in Kalifornien war nur woke) 🚿⚡️
Further Reading: Handelsblatt, Tagesschau, Manager-Magazin
Top Reads
📉 Führende Wirtschaftsinstitute wie das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung senken ihre Wachstumsprognose für Deutschland 2025 auf 0,1 %. Die Gründe: Fachkräftemangel, Bürokratie und (surprise) die US-Zollpolitik. Die Institute erwarten Zölle von 25 % auf Aluminium, Stahl und Autos. Positiv: Schuldenfinanzierte Investitionen sollen 2026 1,3 % Wachstum bringen. Die Empfehlung für die neue Bundesregierung: Reformen für die Sozialsysteme und den Arbeitsmarkt + Bürokratieabbau. (Deep Dive)
🛒 Temu und Shein, die chinesischen E-Commerce-Giganten, könnten bald ebenfalls hohe US-Zölle zahlen. Trump plant die De-minimis-Schwelle (auf Waren unter diesem Wert entfallen keine Zölle) von $800 auf $50 zu senken. Das würde die Preisvorteile der Firmen stark einschränken. Experten warnen vor negativen Folgen für US-Verbraucher und möglichen Vergeltungsmaßnahmen Chinas. (Deep Dive)
💾 NVIDIA hat offenbar einen Deal mit Trump geschlossen. CEO Jensen Huang versprach US-Investitionen – im Gegenzug fallen Exportbeschränkungen für H20-KI-Chips nach China weg. Der Schachzug überrascht, da er Trumps Ziel der US-KI-Dominanz zu widersprechen scheint. Andere Tech-Giganten wie OpenAI und Microsoft setzen ebenfalls auf „America First“-Strategien. (Deep Dive)
Optional Reads
Home 🥨
Dax: Springt +4,5 % auf 20.563 Punkte nach 90-tägiger US-Zollpause (Deep Dive)
EU: Setzt Gegenzölle auf US-Waren für 90 Tage aus (Deep Dive)
Bundesbank: Inflation trifft ärmere Haushalte härter, Vermögen sinkt um 20 % (Deep Dive)
BMW: Verkäufe sinken global um 1,4 %, China-Absatz fällt um 17,2 % (Deep Dive)
Continental: Verkauft Contitech, wird wieder reiner Reifenhersteller (Deep Dive)
World 🌎
US-Märkte: Sinken wieder nach abermaliger Zoll-Erhöhung gegen China (Deep Dive)
Trump: Riet öffentlich zu “Buy-the-Dip”, kurz vor Verkündung der Zoll-Pause (Deep Dive)
China: Rutscht zweiten Monat in Folge in Deflation wegen Zoll-Chaos (Deep Dive)
US-Anleihen: Markt für Unternehmensanleihen trocknet weiter aus – wegen Zollrisiken (Deep Dive)
Meta: Kartellklage geht vor Gericht – WhatsApp- und Instagram-Abspaltung droht (Deep Dive)
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Job Board
🔥 Top Job: Agicap zählt mit €145 Mio. Funding zu den bestfinanzierten Scale-Ups Frankreichs – und expandiert jetzt weiter. Dafür sucht das französische Team ein:e VP Operations in Lyon, Berlin, Paris oder Mailand.
📌 Personio: Staff Product Manager, München
📌 Banxware: Chief of Staff, Berlin
📌 Lumaly: Founders Associate, Berlin
📌 Armira: Investment Associate Growth Equity, München
📌 Demecan: International Market Expansion Manager, Berlin
📌 BMW Foundation: Team Member Accelerator, München
📌 FUTURE: Chief of Staff, Gräfelfing
📌 Etex: Chief of Staff, Düsseldorf
📌 GlassDollar: Startup Data & Insights Engineer, Berlin
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